Kapitel 1
Wo ist bloß der Zucker hin?
Küche der Erfinderwerkstatt im Eisberg, Oppfinnelses Øy
Swusch… ein leises Rieseln zieht durch den Raum. Eine Puderzuckerwolke steigt aus ihrer Verpackung auf und verschwindet rieselnd im Nirgendwo. Für einen Moment lässt sich Camilla aus ihrem Backrausch reißen. Hat sich da nicht ein Schatten in ihren Augenwinkeln bewegt? Alles still. Sie zuckt mit den Schultern und macht sich daran, Kirschsaft auf die erste Lage eines Bisquitbodens zu träufeln. Doch der Teig bleibt trocken. Egal wie viel Kirschsaft Camilla vom Esslöffel tropfen lässt – er sickert einfach hinab, als würde er geradewegs durch den Teig hindurch fließen. Verwundert schaut Camilla unter den Tisch. Ist da vielleicht ein Loch im Holz? Nein, alles dicht. Camilla prüft nochmal den Teig und die Platte darunter. Alles trocken. Der Kirschsaft ist wie vom Bisquitboden verschluckt.
Kakao, Kaffee, Butter, Mehl, Zucker, Eier, Zitronen, Pudding, Kirschsaft, noch mehr Zucker…mhh! Schon beim Ansammeln der Zutaten für ihre Buttercremetorte läuft Camilla jedes Mal das Wasser im Munde zusammen. Wie das immer duftet! Aber am Liebsten mag sie es, die Torte am Ende mit der dunklen Kakao-Creme und der hellen Zitronen- Creme lustig zu dekorieren. Danach heißt es nur noch „Ab in den Blitzkühler!“ Die transportable Box hat Camilla extra für ihre leckeren Kuchen- und Eiskreationen erfunden. Die Buttercreme mit Kaffee und Kakaopulver ist bereits angerührt. Für die helle Buttercreme fehlten nur noch ein paar Löffelchen frisch gepresster Zitronensaft. Und der Bisquitboden döste bis eben noch auf dem Backblech zum Abkühlen vor sich hin. Camilla hat schon voller Vorfreude die weichen Krümel gekostet, die beim Aufschneiden herausfallen – heute ist er ihr besonders luftig gelungen. Aber seitdem läuft irgendetwas schief.
Schlüüürrrrrp. Das Geräusch reißt Camilla aus ihren Gedanken. Da nochmal… Schlüüürrrrp. Was war das? Camilla wühlt zwischen ihren Backzutaten. Beim Blick in die Schüsseln rutscht ihr vor Schreck das Herz in die Hose. Beide Schüsseln sind leer. Ratzekahl. Als hätte sie jemand ausgeleckt. Das kann doch gar nicht sein! Frustriert stiefelt Camilla zu dem großen Fach im Eisberg, in dem sie ihre Buttervorräte hortet. Dann eben nochmal von vorne! Doch was ist das? Schmotz. Schmotz. Schmotz. Eines nach dem anderen verschwinden die Butterstücke. Vor ihren Augen.
Drrrrng. Ohje, jetzt stehen die anderen schon vor der Tür! Camilla, Mantu, Ava und Bobs wollen Bobs‘ 13. Geburtstag nachfeiern. Camilla wollte ihm die wunderschönste, leckerste Buttercremetorte seines bisherigen Lebens schenken. Aber jetzt hat sie nicht nur keine Torte – sie hat nicht mal mehr die nötigen Zutaten, um die Torte zu backen. Ob sie den anderen von den verschwundenen Zutaten erzählen kann?
Uuups. Camilla verzieht ihr Gesicht zu einer entschuldigenden Grimasse, als die anderen hereinkommen. Sie hatte groß angekündigt, Snacks zu machen – und jetzt ist nicht mal die Buttercreme-Torte fertig. „Aber das ist doch nicht so schlimm, ich freue mich doch schon allein darüber, dass wir etwas zusammen unternehmen“, lächelt Bobs und bekommt von Camilla einen herzlichen aber zerknirschten Geburtstagsknuddler. Mantu muss lachen: „Meinst du, wir werden sonst nicht satt?“ Camilla ist gar nicht so richtig zum Lachen zumute. „Das vielleicht nicht. Aber ..“ – „Lass uns doch einfach Pizza bestellen!“, schlägt Ava vor, „Ich hab richtig Hunger mitgebracht.“ Auf der Oppfinnelses Øy geht Pizza bestellen besonders gut – denn da die meisten Besucher*innen des Vergnügungsparks Pizza lieben, haben sie einen riesigen Tiefkühlpizza-Vorrat im Eisberg angelegt. Da gibt es alles, was das Herz begehrt: mit Mozzarella, mit Schinken, mit Salami, mit Champignons, mit scharfen Jalapeños, mit dicker Tomatensoße und sogar mit Artischockenstückchen – und natürlich mit viiiel Käse. Mit hungrigen Augen suchen sich die vier ihre Lieblingspizza aus.
Eine Stunde später sitzen sie alle mit vollen Bäuchen – aber da ist noch so viel Pizza übrig. Wer schafft schon eine ganze Pizza alleine? Bobs auf jeden Fall! Er hat die erste Hälfte richtig hinuntergeschlungen und ist jetzt als Erster fertig. „Also bei uns zu Hause heißt es immer: Es wird aufgegessen, was auf dem Teller ist, dann scheint morgen die Sonne“, schmatzt Ava und stopft sich einen großen Bissen ihrer Aubergine-Schinken-Pizza in den Mund. „Aber was, wenn man vorher schon satt ist?“, wundert sich Mantu. Er kaut so langsam, dass er gerade mal die halbe Pizza verspeist hat. Ava zuckt ein wenig verunsichert mit den Schultern und macht sich an das vorletzte Pizzadreieck auf ihrem Teller. Camilla hat dagegen kaum einen Bissen hinunterbekommen. „Du bist gar nicht so voller Energie, wie sonst, Camilla. Fühlst du dich nicht gut?“, erkundigt sich Mantu besorgt. Camilla ist noch immer unschlüssig, ob die anderen ihr die seltsame Geschichte von den verschwundenen Zutaten glauben werden. Doch dann fasst sie sich ein Herz. Immerhin sind das ihre besten Freund*innen. Warum sollten sie ihr nicht glauben?
„Vor allem habe ich Angst, dass das jetzt immer so weiter geht. Und dass ich nie wieder Backen kann.“ Camillas Augen werden ganz feucht, als sie mit diesem Geständnis ihren Bericht abschließt. Die anderen staunen nicht schlecht. „Hast du schon Jaron um Hilfe gebeten?“, fragt Bobs. „Nein, er hat so viel wichtige Dinge auf der Insel zu reparieren. Ich will ihn nicht mit so einer Kleinigkeit stören.“ „Aber wer weiß, vielleicht verschwinden ja auch woanders auf der Insel Zutaten“, gibt Ava zu bedenken. „Dann wäre es ja gut, schnell herauszufinden, wo das Problem liegt.“ – „Außerdem macht dich das ja ganz unglücklich. Und dass du unglücklich bist, ist ja keine Kleinigkeit“, findet Mantu. Camilla lächelt, dankbar über die Unterstützung ihrer Freunde. Plötzlich beginnen ihre Augen zu leuchten. „Vielleicht hat Leonora mein Essen geklaut! Sie baut doch immer wieder neue Maschinen. Vielleicht arbeitet sie gerade an einer, die Nahrungsmittel durch Raum und Zeit fliegen lässt. Stellt euch vor, das könnte ganze Hungersnöte beenden!“
Donnerwetter, das wäre was! Schnell ist es beschlossene Sache: sie werden Leonora in ihrem Labor in London besuchen. Da wollte Bobs eh schon immer mal hin – jetzt wo die Torte fehlt, ist das also der ideale Geburtstagsgeschenkersatz. Und auch Camilla wollte schon länger mal wieder bei Jarons Mutter vorbeischauen. Sie hat nämlich ihren Tiersprachen-Übersetzer weiter ausgebaut. Damit kann sie jetzt schon mit Katzen, Goldfischen, Amseln und den meisten Nagetieren sprechen. Und Leonora bastelt selbst gerade an einer winzigen Maschine – einem Pflanzenübersetzer. Die beiden hoffen, dass ihre beiden Übersetzungsmaschinen zusammen noch wirksamer sein können. Vielleicht lassen sich ja zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Die anderen finden die Idee prima: endlich können sie die berühmte Frau Leonora mal persönlich kennen lernen!
Sie lassen die Pizza-Reste auf Camillas vom Backen noch ganz unordentlichem Küchentisch liegen. Um die ganze Unordnung können sie sich später kümmern. Die Kühlbox nehmen sie mit, falls sie die Zutaten finden und zurückbringen können. Nun heißt es aber erst einmal: den Umpolisator anschmeißen und auf ins Jahr 1880!
In der gemütlichen Küche des Eisbergs zaubert Camilla mit viel Liebe und Kreativität köstliche Kuchen für ihre Freunde. Sie experimentiert mit verschiedenen Rezepten und zaubert Torten, die nicht nur lecker, sondern auch ein echter Augenschmaus sind!
Kooperation mit der Grundschule Bürgeresch Oldenburg
Die Buergeresch-Grundschule in Oldenburg ist Partner in Sachen Kreativität & Nachhaltigkeit. Schulleiterin Sandra Langenhahn ist voll dabei und führt ihre Schule modern und mit viel Herz. Die Kids aus der dritten und vierten Klasse beschäftigen sich mit dem spannenden Thema „ÜberSatt – Mehr als genug: Ernährung“. Mit „Transmedia Storytelling: Camilla Planet Food“ wollen wir alle zum Grübeln…